zondag 1 mei 2016

Brigitte Eicke -- 2 mei 1945

Brigitte Eicke (1927-?) was in 1945 18 jaar oud en woonde in Berlijn. Ze hield van 1942-1945 een oorlogsdagboek bij.

1. Mai 1945
Dienstag (Nationaler Feiertag des deutschen Volkes). Als Feuerwerk erlebten wir einen äusserst schweren Angriff, jetzt sind die Russen bald hier. Die Soldaten strömen schon zurück. Um 10 Uhr mit Christel schlafen.

2. Mai 1945
Um 3 Uhr kam Frau Schöbs in den Keller und sagte: Der Führer ist tot, der Krieg ist aus. Ich konnte nur einen Schrei ausstossen. Der Volkssturm war geflitzt, obwohl uns der Oberste von ihnen ehrenwörtlich versprochen hatte, wenns soweit ist, sagt er Bescheid und sie wollten uns beschützen. Sie haben alles liegenlassen und wir sind auf, haben erstmal die Waffen und Panzerfäuste drüben in die Trümmer geworfen, dann hat Frau Schöbs die Brote und Margarine aufgeteilt. Wir sind auf die Strasse gegangen, da zogen alle Soldaten zurück, es ist so traurig, die Parteigenossen aus der Goebbelssiedlung ziehen auch mit Sack und Pack unsere Strasse rauf. Nebenan in 20 trinken sie alle Schnaps. Früh, als es hell wurde, fing die Plünderei an. Mit Tante Walli bin ich auch losgezogen zum Kreishaus. Wir mussten auf dem Berg über Leichen steigen. Eine alte Frau lag da, die hat gebrannt. Im Keller des Kreishauses holten sie alles Mögliche raus und ich habe Helga Debeaux’ Schwester, die Vera getroffen und wir haben uns an die Hand gefasst und sind auch rein, es war so qualmig, dass man bald erstickt ist, drin alles dunkel, man trat immer auf Weiches, wie auf Tote. Die Männer haben eine Tür nach der anderen aufgebrochen und es war alles da, Zigaretten, Wein, Schnaps, Krem, Kartenspiele, Sachen, Stiefel. Ich habe in der Hast ein paar Kremdosen greifen können, anstatt vielleicht Stiefel zu nehmen. Dann sind wir raus, es war zu unheimlich da drin und alle haben geschrien, es wäre Munition drin, die jeden Augenblick in die Luft fliegen könnte. Dann sind wir nach oben in die Zimmer, da habe ich in einem Zimmer Babywäsche und Spielsachen genommen. Das hab ich nachher auf der Strasse gleich verschenkt. Mutti war im Bekleidungsamt in der Greifswalder Straße, da haben sie alle unheimlich Stoffe und Pelze rausgeholt und wir auch hin. Nach Kampf und Rauferei habe ich einen runden Ballen kaffeebraune Kreppseide ergattern können, Hosenträger, und allerhand Kleinkram. Dann bin ich im Parterre in den Pelzspeicher rein und habe mir einen schönen Pelzmantel ausgesucht, mit einmal Pfeifen und Schiessen und es heisst, die Russen sind da, ich dachte jetzt ist aus, wir alle runter, am Ausgang standen welche und wir mussten die Soldatenmäntel hinlegen, ich vor Angst alles hingeschmissen. Gott sei Dank, dass ich da überhaupt raus kam und nur nach Hause, die Menschen waren alle wie irre und beim Plündern wie die Hyänen, keiner hat Rücksicht genommen, sie haben geschlagen, gar nicht mehr menschenähnlich. Wir waren dann bei Schöbses oben. Da kamen dreimal Russen an. Der eine stand mit der Maschinenpistole vor uns und hielt sie uns auf die Brust, wir sollten Schmucksachen: Uri Uri abgeben. Ich hatte meinen Rauchtopasring, den habe ich gegeben. Sonja war im Schlafzimmer und der da rein, wenn ihr Vater nicht dazwischen gegangen wäre, hätte sie dran glauben müssen. Es war alles furchtbar. Wir haben uns Tücher um den Kopf gewickelt, damit sie nicht sehen, dass wir jung sind. Eine alte Frau aus unserem Haus haben sie zweimal vergewaltigt, sie hat das beim Kommandanten gemeldet und er sagt, wenn sie ihm die beiden zeigt, werden sie bestraft. Ich habe solche Angst. Die Männer holen sie schon alle ab. Unsere Polizei ist geschlossen abgeführt worden. Sie waren alle noch in Uniform, unsere alten Polizisten, alle Frauen, die da auf der Strasse standen, haben geweint, wie die Männer abgeführt wurden. Wir werden wohl alle nicht mehr leben bleiben. Wir haben uns abends alle bei Schöbses eingefunden und haben die ganze Nacht da gesessen. Ich habe so viel geweint, dass ich ein schlimmes Auge habe und ich mir eine Augenklappe vormachen musste. Vor Übermüdung und Aufregung konnte keiner schlafen und wir haben alle auf den Stühlen gesessen, alle ganz dicht zusammen, aber es ist nachts keine Russen mehr gekommen.

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